GEMOda

Geowissenschaftliche Messstation am Rande des darmstadtium

Das Wissenschafts- und Kongresszentrum ist auf historischem Grund mit Spuren der Stadtgeschichte von Darmstadt gebaut. Darüber hinaus ist aber auch der tiefere Untergrund von großem geologischen Interesse. Eine der bedeutendsten geologischen Strukturen in Mitteleuropa verläuft direkt unter dem Gebäude: die östliche Hauptrandverwerfung des Oberrheingrabens, die Teil eines ganz Europa durchziehenden Bruchsystems ist. Damit wird hier im darmstadtium ein einmaliger Zugang zu Daten über die damit verbundenen tektonischen und seismischen Aktivitäten möglich.

Der Bau des darmstadtiums ab dem Jahr 2004 erfolgte an einer geologisch sehr interessanten Stelle. Das Gebäude wurde direkt über der östlichen Hauptrandverwerfung des Oberrheingrabens errichtet. Entlang dieser Hauptrandverwerfung kommt es zu Bewegungen, die den Oberrheingraben und den Odenwald gegeneinander versetzen. Dieser Umstand wurde auf Initiative von Prof. Dr. Andreas Hoppe und mit Unterstützung des damaligen Kanzlers der TU Darmstadt genutzt, um an der nördlichen Gebäudefassade einen Verbau zu errichten, welcher Raum für verschiedene Messinstrumente und Versuche bietet.

Das erste Instrument wurde vom Fachgebiet Geo-Ressourcen und Geo-Risiken (jetzt AG Geoinformation) des Institutes für Angewandte Geowissenschaften in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik installiert. Über zwei, beidseitig der Verwerfung in das Gestein getriebene Eisenstangen konnten damit relative Bewegungen gemessen werden. Zudem wurden regelmäßig auch Raumluftmessungen durchgeführt.

Nach der Erdbebenserie im Jahr 2015 hat sich gezeigt, dass die Sicherung des Verbaus durch Holzplanken nicht ausreichend war. Die Erschütterungen durch die Erdbeben führten in Verbindung mit Regenfällen zu einem teilweisen Einsturz der Grube und machten diese unbegehbar. Überlegungen zum weiteren Umgang mit der Messstation brachten die Technische Universität Darmstadt, das Kongresszentrum darmstadium und das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie an einen Tisch. In der Konsequenz wurde eine Zusammenarbeit vereinbart, die die Basis für eine Sanierung und Erweiterung der Messstation war.

Die Holzplanken zur Sicherung der Grube wurden von einer auf Bergbau spezialisierten Firma durch einen Stahlverbau ersetzt und bieten so nun Schutz für die nächsten Dekaden. Weiterhin wurde der Gerätepark modernisiert und erweitert. Zur Modernisierung gehört auch eine Automatisierung der Datenerhebung, die es nun ermöglicht, Messwerte in Echtzeit allen Projektpartnern zur Verfügung zu stellen.

Die Kombination aus Bewegungsmesser, Seismometer, Bodenluftmessungen und Klimadaten, direkt an einer Verwerfung innerhalb des europäischen Kontinents, machen die Messstation darmstadtium zu einem in Europa einzigartigem Labor, welches vielen verschiedenen Institutionen wertvolle Informationen liefert.

Projektwebseite:

gemoda.hlnug.de

In Kooperation mit dem Fachgebiet Ingenieurgeologie, dem Kongresszentrum darmstadtium, dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie sowie der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik.