APIS 2

Assessment of production-induced stress changes

Das Projekt untersucht mit numerischen Methoden die geologischen Kontrollfaktoren für Erdbeben, die bei der Produktion von Erdgas im Norddeutschen Becken entstehen. Während in der ersten Projektphase die Spannungsänderungen im Verlauf der Produktionsgeschichte im Vordergrund standen, beschäftigt sich APIS 2 insbesondere mit der Rissausbreitung beim Erdbeben selbst.

Fakten zum Projekt

Projektbearbeiter: Dr. Tobias Hergert +++ Laufzeit: 01.09.2019 bis 31.05.2020 +++ Projektfinanzierung: Wintershall Dea GmbH

Ziel ist es, typische Merkmale von produktionsinduzierten Erdbeben in norddeutschen Erdgasfeldern zu ermitteln und Faktoren zu identifizieren, die ein Erdbeben in diesem Kontext maßgeblich beeinflussen.

Die Modellierungen werden auf Basis der Finite Elemente Methode durchgeführt. Die Modellgeometrie beschreibt dabei einen idealisierten Schnitt durch einen Rotliegend-Graben im Norddeutschen Becken. In einem ersten Schritt wird die Produktionsphase simuliert und die mit der Porendruckabsenkung verbundene Deformation und Spannungsänderung im Reservoir sowie im umgebenden Gestein analysiert. Insbesondere wird die Entwicklung des Spannungszustands an einer Störungsfläche betrachtet, die das Reservoir begrenzt (Grabenrand) bzw. durchschneidet und vertikal versetzt (Intragraben). Das Deformationsverhalten des Gesteins wird hierbei durch poroelastisches Materialverhalten beschrieben, wobei sich die verwendeten mechanisch-hydraulischen Kennwerte an typische Werte in der Region anlehnen. In der ersten Phase des APIS-Projekts wurden umfangreiche numerische Simulationen mit unterschiedlichen Modellgeometrien und Materialparametern durchgeführt.

Änderung der Spannung unmittelbar links und rechts der Störung im Laufe der Produktion, dargestellt als Verhältnis von Scher- zu Normalspannung auf der Störung (SSR). Ein Wert von SSR=0,6 wird als kritisch angesehen für die Reaktivierung der Störung.
Änderung der Spannung unmittelbar links und rechts der Störung im Laufe der Produktion, dargestellt als Verhältnis von Scher- zu Normalspannung auf der Störung (SSR). Ein Wert von SSR=0,6 wird als kritisch angesehen für die Reaktivierung der Störung.
Koseismischer Versatz entlang der Störung in seiner zeitlichen Entwicklung. Positive Werte als Abschiebung, negative als Aufschiebung.
Koseismischer Versatz entlang der Störung in seiner zeitlichen Entwicklung. Positive Werte als Abschiebung, negative als Aufschiebung.

In der zweiten Projektphase wird ausgehend von einem kritischen Spannungszustand an der Intragrabenverwerfung, der aufgrund der Produktion eingetreten ist, die dynamische Bruchausbreitung auf der Störung modelliert, d.h. das produktionsinduzierte Erdbeben. Der entstehende koseismische Versatz wird in seiner zeitlichen und räumlichen Entwicklung erfasst und richtet sich nach dem vorliegenden Spannungszustand auf der Störung, den Reibungseigenschaften auf der Störung und den Materialeigenschaften des Umgebungsgesteins. Es werden verschiedene Fälle betrachtet, wie unterschiedliche Versatzbeträge des Reservoirs an der Intragrabenverwerfung und Produktion nur aus einem oder beiden angrenzenden Kompartimenten.

  • Haug, C., Nüchter, J.-A., Henk, A., 2018. Assessment of geological factors potentially affecting production-induced seismicity in North German gas fields, Geomechanics for Energy and the Environment, 16, 15-31, doi.org/10.1016/j.gete.2018.04.002